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OpenKochtopf

Spatz mit Kanone:cover

Eine Frage brennt mir schon seit längerem unter den Nägeln: darf ich den Bot eigentlich mit Rezepten füttern die nicht von mir oder von jemanden aus der JustPlants Gruppe stammen? Und, ist es moralisch verwerflich fremde Rezepte über den recipe-o-bot zugänglich zu machen, unabhängig von der rechtlichen Situation?

Bei (Rezept-)Bildern ist die Rechtslage einfach, hier gilt das Urheberrecht auf alle Fälle. Den Punkt kann ich allerdings getrost abhaken, denn die Bilder die der Bot auf Wunsch ausliefert sind ausnahmslos von mir oder jemanden aus der JustPlants Gruppe. Dreh- und Angelpunkt was die rechtliche Lage angeht scheint letztlich die Schöpfungshöhe zu sein. Darüber schreibt Urheberrecht.de:

Damit Rezepte unter das Urheberrecht fallen, muss die Anleitung über die erforderliche Schöpfungshöhe verfügen. Eine einfache Beschreibung der Arbeitsschritte erfüllt dieses Kriterium nicht. Darüber hinaus können die Bilder, welche die Arbeitsschritte und die fertigen Speisen dokumentieren, urheberrechtlich geschützt sein.

Es müsste also in jedem Einzelfall geprüft werden, ob das jeweilige Rezept über die Vorgaben für eine persönliche geistige Schöpfung verfügt. Dies ist der Fall, wenn sich die Anleitung durch ein besonderes Maß an Individualität auszeichnet und sich somit von alltäglichen Erzeugnissen abhebt. Beispielsweise wenn das Rezept mit Anekdoten oder Reiseerinnerungen ergänzt wurde.

Das mag bei dem ein oder anderen Rezept tatsächlich der Fall sein, im Bot landet jedoch nur eine von mir komprimierte Fassung ohne schmückendes Beiwerk, alleine schon aus Gründen der Darstellbarkeit in einem Chat. Und geschützt werden zwar Werke, also hier Textwerke, nicht aber die Inhalte von Texten.

Rechtlich gesehen kann ich die Eingangsfrage also ziemlich eindeutig für mich beantworten. Solange ich den Inhalt nicht Copy&Paste und die Arbeitsschritte nur in knappen Anweisungen wiedergebe sollte ich mich - rechtlich gesehen - auf der sicheren Seite bewegen.

Jetzt bleiben noch die moralischen Gesichtspunkte. Dazu stelle ich mir zwei Fragen: Habe ich einen persönlichen Nutzen davon? Und: Schade ich jemand anderen damit?

In der Datenbank ist zu jedem Rezept die Quelle genannt - so sie denn bekannt war - bzw. der Name der Autorin oder des Autors. Es ist also erkennbar, dass die Rezepte nicht von mir sind, sondern dass sie von mir nur zusammengetragen wurden. Auch verdiene ich mit den Rezepten nichts. Ich schmücke mich also weder mit fremden Federn, noch monetarisiere ich die Rezepte in irgendeiner Form. Die Frage nach dem persönlichen Nutzen kann ich somit verneinen.

Die zweite Frage ist ungleich schwieriger zu beantworten. Füge ich jemanden finanziellen Schaden zu, wenn ich von ihr ein Rezept (mit Angabe der Quelle) über einen Chatbot verfügbar mache? Meine persönliche Meinung ist nein, aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Auch ob sich jemand verletzt oder auf die Füße getreten fühlt, wenn ihr Rezept irgendwo anders auftaucht kann ich nicht sagen, wenngleich ich es mir aber vorstellen kann. Genauso wird es den entgegengesetzten Fall geben, dass jemand stolz ist, dass ihr Rezept an anderer Stelle geteilt wird.

So kann ich also meine moralischen Bedenken nicht abschließend aus der Welt schaffen. Die einzige Lösung wäre, wirklich jeden anzuschreiben und mir die Erlaubnis geben zu lassen - oder eine Ablehnung zu erhalten. Praktikabel ist das allerdings nicht. Alternativ könnte ich nur noch eigene Rezepte von mir oder aus der JustPlants Gruppe in die Datenbank aufnehmen. Inwieweit diese sich dann allerdings unterscheiden, von Rezepten auf die jemand die Urheberschaft beansprucht? Wahrscheinlich in den meisten Fällen nicht sehr. Und diese Tatsache beruhigt mein Gewissen dann doch etwas. Eine relevante Schöpfungshöhe bei Kochrezepten zu erreichen ist halt doch etwas schwerer und das ist IMHO auch ganz gut so. Und damit rufe ich hiermit die Gründung der OpenKochtopf Bewegung aus!